Sie lösen bei den meisten Menschen Ekel, Angst, manchmal gar Panik aus. Schuld daran ist vermutlich ihre Vergangenheit als Nahrungsschädlinge, aber vor allem ihre Rolle als Krankheitsüberträger.

Denn wie längst bekannt ist, war die Ratte als Träger des Rattenflohs gerade im Mittelalter Hauptüberträger des Pestbakteriums. Weniger bekannt ist, dass sowohl die Ratte als auch der Floh unter der Pest gelitten haben und gestorben sind, genau wie geschätzt 125 Millionen Menschen. Das Pestbakterium hat dafür gesorgt, dass im Magen des Flohs das Blut verklumpte und sie unerträglichen Hunger litten, also immer mehr und mehr gestochen haben. Bei jedem Stich übertrugen sie das Bakterium, an dem dann die Ratten starben. Während eine normale Ratte ca. 10 Flöhe beherbergt, hatten pestbefallene Ratten 50 bis 100 Flöhe im Pelz. Starb eine Ratte an der Pest, sprangen die hungrigen Flöhe auf das nächste Tier über. Waren alle Ratten ausgelöscht, aber Menschen in der Nähe, wichen die Flöhe auf die Menschen aus. Trotz dieser Dynamik haben in den ersten Wellen der Pest aber vermutlich eher Kleiderläuse und Menschenflöhe eine Übertragungsrolle gespielt.

Denn obwohl sie schon sehr lange in Europa und nahezu allen Teilen der Welt leben, sind weder die Wanderratte noch die Hausratte hier schon immer heimisch gewesen. Usprünglich stammen die Tiere aus Asien. Vermutlich fand die erste Rattenbesiedlung über die Römer statt. Mit Hilfe von Schiffen und Vorräten breiteten sich die anpassungsfähigen Nagetiere schnell aus, hielten sich aber in menschlicher Nähe auf. Mit dem Zusammenbruch des römischen Reiches und seiner wirtschaftlichen Hochkultur verschwanden vorübergehend auch die Ratten aus Europa, um dann mit dem wieder aufblühenden Handel im Mittelalter erneut als blinde Passagiere aus Asien einzureisen.

Dank des Menschen konnten sie sich weltweit ausbreiten. Sie sind hochintelligent, sehr sozial, erfindungsreich und anpassungsfähig. Als buchstäbliche Allesfresser vertragen sie nicht nur sämtliche menschliche Nahrungsmittel, sondern schaffen es auch, Materialien wie Bienenwachs, Papier, Seife und Pelze zu verdauen. Sie sind sehr geschickt und können nicht nur klettern, sondern auch schwimmen und sehr lange tauchen. Dank dieser Talente kommen sie so gut wie überall zurecht. Da die kulturfolgenden Arten durchgehend fortpflanzungsfähig sind, können bis zu 12 Würfe im Jahr entstehen mit bis zu 22 Jungtieren pro Wurf. Familiengruppen umfassen bis zu 60 Mitglieder. Leider richten sie in manchen Gebieten großen Schaden an und gefährden, gerade auf Inseln, ganze Ökosysteme, weil diese an Ratten als Nesträuber nicht angepasst sind.

Während die Ratte im westlichen Raum eher negativ behaftet ist und als Schimpfwort verwendet wird als Synonym für Hinterlist und Verschlagenheit, sind die Nager im asiatischen und indischen Raum positiv verknüpft. Sie stehen dort für Ehrlichkeit und Kreativität, gelten teilweise als glücksbringend und werden in einigen göttlichen Sagen anerkennend erwähnt.

Auch bei der Sprengstoffsuche werden Ratten inzwischen eingesetzt und mit ihrem hervorragenden Geruchssinn trainiert man die intelligenten Tiere zudem für die Früherkennung  diverser Krankheiten wie Tuberkulose und Krebs.

Die Farbratte, die als Haus- und Versuchstier von Menschen gezüchtet wurde, stammt von der Wanderratte ab. Sie begeistert durch hohe Lernbereitschaft, Kooperation, soziales Verhalten und tatsächlich kuscheln sie auch gerne. Deshalb empfehlen wir Farbratten als die perfekten Haustiere für Kinder. Im Gegensatz zu Kaninchen oder Meerschweinchen, die Fluchttiere sind, lassen sich Ratten in der Regel leicht zähmen, gut händeln, man kann ihnen Tricks beibringen und sie mögen Körperkontakt. Zudem haben sie nur eine Lebenserwartung von rund drei Jahren, was dem raschen Interessenswandel von Kindern entgegenkommt.



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